Eine Begriffsbestimmung und Ausgangspunkt für Schilderungen verschiedener Aspekte des Reisens mit dem Bulli.

Begriff Basislager

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Bild 1. ein alpines Basislager

Ein Basislager (engl. base camp) ist laut Wikipedia im alpinistischen Sinne der Talstützpunkt für eine meist mehrtägige oder mehrwöchige Unternehmung an einem Berg. Im übertragenen Sinne ist unser Bulli der Ausgangspunkt für unsere Exkursionen am jeweiligen Ort, von denen wir anschließend wieder zurückkehren um zu kochen, zu essen und zu trinken, auszuruhen und zu schlafen.

Ein Basislager, das zugleich Transportmittel mit allen Dingen des täglichen Gebrauchs ist. Wo auch immer wir uns damit gerade befinden macht es den Ort zu unserem Zuhause. Im Kontext von Die Ferne dient der Begriff Basislager auch als Bezeichnung der Rubrik mit Beiträgen rund ums Reisen mit dem Bulli und hier ist beschrieben, welche Eigenschaften wir mit unserem mobilen Basislager verbinden.

Campingausstattung

Welche Ausstattung für eine Campingreise die passende ist, hängt von vielen Faktoren wie etwa dem gewünschten Maß an Selbstversorgung, Komfort oder Wohn- und Stauraum ab. In die Frage fließen individuell unterschiedliche Wünsche ein, allerdings betreffen sie in aller Regel dieselben Bereiche und diese werden für unser rollendes Basislager an dieser Stelle näher betrachtet.

Auch, wenn individuelle Wünsche in eine andere Richtung gehen sollten, kann die Beschreibung als Einteilung und Orientierung dienen, woran für die eigene Camping-Ausstattung zu denken gilt.

Anforderungen

In unserem Fall standen Kompaktheit und maximale Raumausnutzung im Vordergrund der Überlegungen. Das Wohnmobil soll möglichst alltagstauglich und nicht größer als unbedingt nötig sein. Im Grunde gaben diese Rahmenbedingungen bereits den Bulli als Basisfahrzeug vor.

Mit dieser Vorgabe ist dann als weitere wesentliche Anforderung verbunden, den sehr begrenzten Raum dieses Fahrzeugs optimal und effizient zu nutzen.

Fahrzeug

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Bild 2. die Grundausführung des Volkswagen Transporter 6.1

Die Grundlage für das Reisemobil liefert ein VW Transporter T6.1 mit kurzem Radstand. Dessen Ausstattung ab Werk ist für den Camping-Ausbau meistenteils nicht von Belang und kann bei Volkswagen aus zahllosen Merkmalen individuell zusammengestellt werden. Bestimmte Kriterien haben allerdings für die Eigenschaften als Campingfahrzeug Einfluss und sind hier beschrieben.

Die Abbildung zeigt den Transporter im Zustand ab Werk, noch ohne Camping-Ausbau.

Motor

Es sind Motoren mit 81, 110, 150 KW erhältlich. Der als Camper ausgebaute Transporter wiegt rund 2,4 Tonnen und möchte eher schonend durch Kurven oder über holprige Straßen bewegt werden, sollte aber nicht zu schwerfällig auf Touren kommen. Die Maschine mit 110 KW und Sechsgang-Schaltgetriebe ist hier eine optimale Wahl, 147 PS erlauben eine agile und zügige Fahrweise.

Der Verbrauch liegt im Schnitt bei sechs Litern auf 100 Kilometer bei 158 g CO2 pro km. Zum Vergleich der Größenordnung: Ein SUV wie etwa der Mercedes GLE 450 braucht 11,4 Liter bei 265 g CO2 / km, ein Mercedes GLB 250 immer noch 9,1 Liter und 212 g / km CO2, beide wohlgemerkt im Schnitt.

Kraftstofftank

Für eine größere Reichweite ist ein größerer Tank mit 80 Litern verbaut. Bei reinen Autobahnfahrten kommt man damit beispielweise auf rund 1.000 km Reichweite mit einer Tankfüllung.

Dämmglas

Bereits eine Probefahrt vermittelt hörbar geringere Pegel für Fahrgeräusche dank zusätzlicher Dämmung und Dämmglas, was sich auf langen Fahrten angenehm bemerkbar macht.

Lichtmaschine

Eine stärkere Lichtmaschine ermöglicht bei laufendem Motor das effizientere Laden von Starter- und Wohnraumbatterie.

Abmessungen

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Bild 3. die Maße des Volkswagen Transporter 6.1

Zu den eingangs erwähnten Anforderungen sind die Abmessungen die wichtigsten Kriterien. Der Bulli hat mit 4,90 m Länge, 1,90 Breite und weniger als 2 m Höhe PKW-Maße. Man kann damit auf jedem normalen Parkplatz stehen und kommt nahezu ohne Einschränkung in Parkhäuser ebenso wie auf Fähren. Schmale Nebenstraßen, enge Ortsdurchfahrten, Tunnel, Unterführungen und Brücken sind keine Hürde.

Gewicht

Das zulässige Gesamtgewicht liegt bei 2,8 Tonnen, was auch Stellplätze zulässt, die für schwerere Fahrzeuge nicht geeignet sind. Der Camping-Ausbau ist rund 2,4 Tonnen schwer, einschließlich Fahrer, Diesel, Gas und Wasser. Es sind also rund 400 kg weitere Zuladung möglich.

Camping-Ausbau

Der Ausbau HK4.9 mit Aufstelldach stammt von Campmobil und ist der einzige Ausbau in der Branche, der ein Heckküchenkonzept in einem Bulli realisiert. In den Ausbau sind zahlreiche nützliche und wertvolle Erfahrungen von Campmobil eingeflossen, von denen manche nachfolgend beschrieben sind.

Heckküche

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Bild 4. die Heckküche von Campmobil

Indem Gaskocher, Kühlschrank, Spüle, Geschirr- und Stauschränke ins Heck verlagert sind, ergibt sich eine Aufteilung des Innenraums in zwei Bereiche. Der Sitz- und Schlafbereich ist abgeteilt vom Arbeitsbereich und beide Bereiche können unabhängig voneinenader genutzt werden.

Im Heck findet sich ein Gaskocher mit zwei Flammen und Piezo-Zünder. Dessen Abdeckung dient im zugeklappten Zustand als zusätzliche Arbeitsplatte oder Abstellfläche. Der Kühlschrank Dometic CRX 50 fasst 45 Liter, davon 4 Liter Gefrierfach. Das Gefrierfach ist ausbaubar, wodurch dessen Raum dem Kühlbereich zufällt.

Gas

Zwei Gasflaschen á 2,8 kg sind im Bulli untergebracht, eine ist an die Leitung angeschlossen, die mit dem Kocher verbunden ist, die andere ist Reserve. Der Gasschlauch zum Kocher hin lässt sich durch einen längeren tauschen, so ist der entnehmbare Gaskocher auch ausserhalb der Küche an verschiedenen Stellen verwendbar. Nötigenfalls lässt sich auch die Gasflasche entnehmen und gemeinsam mit dem Kocher woanders nutzen.

Wasser

Der Frischwassertank fasst 38 Liter und ist herausnehmbar. Der Abwassertank ist ebensogroß und fest verbaut. Eine über den Wasserhahn elektrisch bedienbare Tauchpumpe befördert das Frischwasser zur Spüle. Der Hahn ist an einem langen Schlauch herausnehmbar und auch außen als Dusche verwendbar.

Sitzgruppe

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Bild 5. die Sitzgruppe im vorderen Teil

Der vordere Teil des Fahrzeugs ist dank drehbarer Vordersitze und Tisch als Sitzgruppe zu nutzen. Die Heckküche bleibt während des Aufenthalts im vorderen Teil verwendbar. Kochen und sonstiger Aufenthalt im Fahrzeug können gleichzeitig erfolgen, ohne, dass sich die Insassen in die Quere kommen.

Elektro

Neben dem Einstieg befinden sich Hauptschalter und Ladekontrolle der Stromversorgung nebst Zeit-, Temperatur- und Wasserstandsanzeige. Ein separater Schalter ermöglicht das Ein- und Ausschalten des Kühlschranks von außen.

B2B-Wandler, Ladegeräte für 230 V und Solarstrom, Sicherungen und Schutzschalter sind im Heck eingebaut.

Wohnraumbatterie

Eine von der Batterie für den Start des Motors getrennte 110 Ah AGM Wohnraumbatterie versorgt Kühlschrank, Beleuchtung, Heizung, Wasserpumpe und Steckdosen mit Strom, wenn keine externe Stromquelle anliegt. Ist eine externe Stromquelle angeschlossen, erfolgen die Versorung der Verbraucher und die Ladung der Batterie über diese Quelle.

Steckdosen

Im Innenraum sind je zwei USB-Buchsen zur Stromversorgung an jeder Fahrzeugseite verbaut, zwei Micro-USB-Anschlüsse befinden sich zudem im Armaturenbrett. Letztere sind neben der Stromversorgung angeschlossener Geräte auch für den Anschluss an die Fahrzeugelektronik geeignet (Car Play). Ferner gibt es an passenden Stellen im Wageninneren zwei Steckdosen für 230 V sowie eine Steckdose, die über einen Wechselrichter 230 V bis 150 Watt aus der Wohnraumbatterie ausgibt.

Solarmodul

Auf dem Dach befindet sich ein Solarmodul, das permanent Sonnenenergie in Elektrizität wandelt und einspeist (Leistungsdaten hier ergänzen).

Ladeinfrastruktur

Zur Ladung der Wohnraumbatterie sind drei Stromquellen vorgesehen:

  1. Stromanschluss

  2. Lichtmaschine

  3. Solarmodul

Ein Ladegerät speist elektrischen Strom aus den obigen Quellen in die Wohnraumbatterie ein, wann immer eine der Quellen Strom liefert. Wenn der Motor läuft, wird Strom aus der Lichtmaschine neben der Ladung der Starterbatterie auch für die Ladung der Wohnraumbatterie verwendet. Beim Anschluss eines Stromkabels an den Aussenanschluss des Bullis wird die Wohnraumbatterie mit Strom vom Campingplatz oder anderen externen Stromquellen versorgt. Wann immer genügend Sonnenlicht auf den Kollektor auf dem Dach fällt, wird auch die vom Sonnenkollektor erzeugte elektrische Energie in die Wohnraumbatterie geleitet.

Standheizung

Eine dieselbetriebene Heizung (Brano Breeze IV) ist über einen zentralen Regler im Innenraum bedienbar, mit dem die Heizleistung stufenlos eingestellt werden kann. Eine Regelung über die Temperatur erfolgt nicht, die Heizung läuft einfach auf der eingestellten Stufe und kann wenn nötig auch die ganze Nacht durchlaufen. Laufgeräusch und Dieselabgas sind so gering, dass auch unmittelbar benachbart Kampierende nicht beeinträchtigt werden.

Der Dieselverbrauch liegt bei 0,1 - 0,33 Liter pro Stunde. Die Heizung ist an die Elektrik des Innenraums gekoppelt, Elektrizität wird benötigt für Ein- und Ausschalten, Regeln, Zündung und das Gebläse.

Stauraum

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Bild 6. einige Staufächer des Campmobil-Ausbaus

Der im Bulli begrenzter als bei anderen Fahrzeugen vorhandene Raum ist vom Campmobil-Ausbau außerordentlich gut ausgenutzt. Insbesondere der doppelte Boden im Heck und im Aufenthaltsbereich schafft enorm Platz.

Unter dem Gaskocher befinden sich eine Besteckschublade und zwei geräumige Schubladen für Vorräte. Im Schrank unter der Spüle ist reichlich Raum für Geschirr, Töpfe, Pfannen und weitere Vorräte. Diese und alle anderen Staufächer sind von innen zugänglich und schaffen neben dem Kleiderschrank auf der linken und dem Eckschrank auf der rechten Fahrzeugseite eine Vielzahl an Ablageorten für Kleidung und andere Gegenstände.

Ein Flaschenfach bietet Raum für bis zu 6 1,5 Liter-Flaschen.

Boden

Der Fahrzeugboden im Innenraum ist komplett mit widerstandsfähigem Kunststoffbelag ausgelegt, der sich mühelos reinigen lässt. Darüber ist Teppichboden über Druckknöpfe befestigt, der sich daurch leicht entnehmen und wieder anknöpfen lässt. Staub, Schmutz und Sand, wie sie sich beim Camping schnell im Inneraum sammeln, lassen sich so im Handumdrehen loswerden. An allen freistehenden Kanten sind Metallschienen angebracht.

Ausstellfenster

Im mittleren Teil ist in der großen Schiebetür rechts und gegenüber zwischen B- und C-Säule links ein Ausstellfenster eingebaut. Die Fenster sind vielseitiger nutzbar als die von Volkswagen serienmäßig erhältlichen. Sie sind mit einer Verdunkelung und einem Insektenschutz ausgestattet und lassen sich stufenlos nach außen ausstellen.

Schlafen

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Bild 7. die untere Schlaffläche des Campmobil-Ausbaus ohne Erweiterung

Die Sitzbank ist mit wenigen Handgriffen zur unteren, 195 x 140 cm großen Schlaffläche umgeklappt. Sie wird ergänzt von einer weiteren Schlaffläche im Aufstelldach (190 x 123 cm). Das Bettzeug findet im Staufach unter der Sitzbank reichlich Platz. Auch bei umgeklappter Schlaffläche bleiben alle Funktionen der Heckküche erhalten und das Fahrzeug bleibt fahrbereit.

Die untere Fläche bietet zwei Personen Raum, so dass beispielsweise bei starkem Wind das Aufstelldach geschlossen bleiben kann.

Toilette

Im Seitenschrank links unten hinter der Rückbank ist eine Toilette eingebaut, deren Schublade auch als Aufstiegshilfe zum oberen Bett dient. Die serienmäßig im Fahrzeug ausgelieferte Chemiekassettentoilette ('Porta Potti') haben wir durch eine Trockentrenntoilette ersetzt, die ebenfalls komplett in diese Schublade hineinpasst.

Aufstelldach

Das Aufstelldach ermöglicht Stehhöhe im gesamten Innenraum und ist dank Gasdruckdämpfern mühelos von Hand aufgestellt. Eine Funktion zur Teilaufstellung ist eine von Campmobil hinzugefügte Besonderheit, die eine Entlüftung z.B. für das Kochen auch an Stellplätzen ermöglicht, an denen eine vollständige Aufstellung des Daches nicht möglich ist. Um Nässe vom Zeltstoff fernzuhalten, kann ohne großen Aufwand eine Wetterschutzhülle angebracht werden.

Fazit

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Bild 8. der Bulli im Ausbauzustand

In den Ausbau von Campmobil sind viele nützliche Details und große Erfahrung eingeflossen, die den hohen Nutzen und Wert des Campmobil-Konzepts verstärken. Weitere Beiträge werden einzelne Aspekte des Campings mit dem Bulli beleuchten und dabei auf manche Details näher eingehen.

Camping mit dem Bulli eröffnet eine große Mobilität und Flexibilität und ist für viele Reisen überhaupt erst die Voraussetzung. Uns kommt zudem besonders die Agilität und Kompaktheit entgegen, die das Baumuster eines Bullis mit sich bringt. Die Kombination mit einem bestimmten Maß an Minimalismus in einigen Bereichen sowie die Effizienz des Ausbaus ermöglichen eine unbeschwerte und in gewisser Weise elegante Form des Reisens.