Wie lange ein Rechner zum Start benötigt trägt sehr zur Art seiner Nutzung bei. Lange Startzeiten legen nahe, den Rechner auch eingeschaltet zu lassen, wenn er eine Weile nicht genutzt wird oder ihn in einem Ruhezustand zu halten anstatt ihn bei Pausen auszuschalten. Umgekehrt betrachtet trägt ein schneller Start dazu bei, den Rechner nach jeder Nutzung auszuschalten. Insbesondere für Rechner, die nur gelegentlich benötigte Dienste liefern, kann so auf einen Dauerbetrieb verzichtet werden. Hier wird betrachtet, welche Startzeiten möglich sind.
Startzeiten
Die Dauer des Starts eines Rechners hängt vom verwendeten Betriebssystem, der Konfiguration sowie der Rechenleistung und Ausstattung ab. Nachfolgend die Zeiten verschiedener Konfigurationen.
Nr | System | Rechner | Dauer (s) |
---|---|---|---|
1 |
Ubuntu Desktop 22.04.1 LTS |
ASRock H470 |
12 |
2 |
Ubuntu Desktop 19.10 |
Vaio |
28 |
3 |
Ubuntu Desktop 22.04.1 LTS |
Vaio |
17 |
4 |
Ubuntu Desktop 20.04.4 LTS |
ASRock A300 |
23 |
5 |
Ubuntu Desktop 22.04.1 LTS |
ASRock A300 |
18 |
6 |
Ubuntu Desktop 22.04.1 LTS |
ZBox |
16 |
7 |
Ubuntu Desktop 21.10 |
ZBox |
16 |
8 |
Ubuntu Server 22.10 |
ZBox |
26 |
9 |
Alpine Linux 3.16 |
ZBox |
26 |
10 |
Alpine Linux 3.16 in VM |
ZBox |
20 |
11 |
Minix 3 in VM |
ASRock A300 |
5 |
12 |
Raspberry Pi OS |
Raspi |
35 |
Die oben angegebenen Zeiten wurden jeweils für die Dauer vom Einschalten bis zur Anmeldeaufforderung gemessen. Nur die Zeiten für Alpine und Minix in einer virtuellen Maschine (VM) sind bei bereits laufendem Rechner ab Start der VM angegeben. Das angegebene Betriebssystem ist ansonsten jeweils als Boot-System direkt auf der Boot-Partition installiert.
Das Einschalten geschieht aus der Ferne mit einer schaltbaren Steckdose Shelly Plug S, d.h., die Startzeit enthält eine Zeitspanne vom Anlegen des Stroms bis zum Einleiten des Starts, rund eine Sekunde gegenüber dem Einschalten bei bereits anliegendem Strom.
Rechner-Ausstattungen
Folgende Ausstattungen wurden eingesetzt:
- ASRock DeskMini H470
-
Pentium G6405 4.10 GHz ×4 (2021), 16 GB RAM, 500 GB M.2 SSD Kioxia (ca. 1.700 MB/s lesen, 1.600 MB/s schreiben)
- ASRock DeskMini A300
-
Athlon 200ge 3,2 GHz x4 (2018), 16 GB RAM, 240 GB SSD SanDisk (ca. 530MB/s lesen/schreiben)
- Sony Vaio Pro 13
-
Core i5-4200U 1,6 GHz x4 (2013), 4 GB RAM, 128 GB SSD
- ZBox ID92
-
Core i7-4770T 2,5 GHz x8 (2013), 16 GB RAM, 128 GB SSD SanDisk (ca. 530MB/s lesen/schreiben)
- Raspberry Pi
-
Pi 2 Mod. B, 900 MHz x4 (Feb. 2014), 1 GB RAM
Anmerkungen
Dass der Start eines Alpine Linux in einer VM, also auf einem bereits laufenden Rechner länger dauert als der Start von Ubuntu aus dem ausgeschalteten Zustand ist bemerkenswert. Auch ein direkt als Bootsystem installiertes Alpine ist erstaunlicherweise deutlich langsamer als Ubuntu. Etwas eingenartig ist die vergleichsweise lange Dauer von Ubuntu Server, die keinerlei zusätzlichen Dienste startet außer openssh und dennoch fast eine halbe Minute benötigt.
- Startzeit
-
Die Startzeit erhöht sich typischerweise in der Praxis, da produktive Maschinen in aller Regel weitere Dienste benötigen als nur ein Linux allein. Zugleich ist es möglich, bei Ubuntu ebenso wie bei allen anderen Linux-Varianten 'out of the box' noch zahlreiche Inhalte wegzulassen, womit sich die Startzeit zunächst noch weiter senken ließe. Leider werden solche Minimalvarianten bislang nicht fertig vorkonfektioniert angeboten, obwohl doch eine solche Konfiguration eine ideale Ausgangsbasis wäre.
- Zeitspanne
-
Die hier gemessene Zeitspanne bewegt sich zwischen 12 und 35 Sekunden. Selbst eine Zeit von 35 Sekunden ist für viele Zwecke noch mehr als ausreichend und übertrifft Startzeiten anderer Systeme, bei denen Startzeiten von mehreren Minuten keine Seltenheit sind.
- Optimierung
-
An der Startzeit lässt sich gut messen und vergleichen, ob ein System optimal konfiguriert ist. Es ist wichtig festzustellen, ob noch irgendwo etwas weggelassen und damit die Zeit gesenkt werden kann. Es geht nicht so sehr darum, ob die Startzeit letztlich 12 oder 10 Sekunden beträgt. Die Größenordnung ist entscheidend: 12 Sekunden sind erreichbar, dann sind 13 oder 14 Sekunden ebenfalls gut. Eine Zeit von z.B. 40 Sekunden hingegen wäre ein Hinweis auf eine nicht optimale Konfiguration.
- Ausstattung
-
Wenn erst einmal die Software maximal optimiert ist und alle wirklich unnötigen Dinge weggelassen wurden, kann an der Hardwareausstattung optimiert werden. Neben einem schnellen Prozessor ist die Systemplatte ein wesentlicher Faktor. Die Verwendung einer M.2 SSD bewirkt hier eine deutliche Zeitersparnis beim Start.
Fazit
Heutige Diskussionen ranken sich um Microservices, die auf einem bereits laufenden Rechner gestartet werden und deren Startzeit teils bis in den Minutenbereich gelangen. In diesem Dokument sind dagegen Startzeiten beschrieben, die aus dem ausgeschalteten Zustand bis zur Anmeldeaufforderung reichen und dennoch deutlich schneller ausfallen.
Wenn derartige Zeiten mit der moderaten Ausstattung neun Jahre alter Prozessoren und einer sehr beschränkten Hardware wie der eines sieben Jahre alten Raspberry Pi erzielt werden können, liegt der Schluss nahe, dass leistungsfähigere Rechner neuerer Bauart quasi sofort nach dem Einschalten arbeitsbereit sein können.
Längere Startzeiten, wie sie nicht selten auf anderen Konstellationen anzutreffen sind, erscheinen angesichts dieser Ergebnisse mehr als erklärungsbedürftig.