Kurztrip nach Nordholland, 28.4. - 2.5.2023.

Vorbemerkungen

Die Fahrten für das Jahr 2023 hatten wir in einen etwas schmaleren Zeitraum gelegt als im Vorjahr, entsprechend dichter gepackt geriet die Planung.

Die erste Fahrt sollte über den Feiertag des ersten Mai für vier Tage nach Bayern gehen. Der Waginger See sollte unser Ausgangspunkt für Ausflüge in die Region werden: Salzburg, Berchtesgaden und der Königssee. Doch nicht das erste Mal machte das Wetter unserer Planung kurzfristig ein Ende. Ein Tief hatte es sich mit Kälte und Regen für das lange Feiertagswochenende im Nordstau der Alpen bequem gemacht. Das Berchtesgadener Land muss doch noch warten.

In Nordholland sah die Prognose bedeutend sonniger aus und so wurde ein schön gelegener Campingplatz direkt am Meer zwischen Amsterdam und Den Helder kurzfristig unser Ziel.

Frankfurt - Petten

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Ohne große Hetzerei sind wir am Freitag um Viertel nach Sieben auf der Autobahn in Richtung Köln. Weiter geht es nach dem üblichen dortigen Verkehrsgewühl in einem Rutsch nahezu ohne Störung über Oberhausen, Arnheim, Utrecht, Amsterdam nach Petten, unserem Ziel.

Weniger als sechs Stunden Fahrt sind keine schlechte Zeit, auch, da wir das Auto bei um die 100 bis 110 km/h immer nur so rollen lassen. Das ist deutlich emissions- und verbrauchsärmer als die allgegenwärtige Raserei auf deutschen Autobahnen, die ohnehin ab der Grenze ein Ende findet.

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Bild 1. der Nordseestrand bei Petten

Drei Spuren in beide Richtungen sind in Holland auf Autobahnen eigentlich die Regel. Um Amsterdam herum hat es Autobahnen, die fünf Spuren in beide Richtungen aufweisen und dicht an dicht von Fahrzeugen befahren sind. Der Verkehr fließt trotzdem mit den erlaubten 100 km/h, weil das dortige Tempolimit von 99% der Verkehrsteilnehmer beachtet wird.

Der Campingplatz liegt am Rand des direkt am Strand gelegenen Weilers. Einkaufsmöglichkeiten und Lokale des Ortes befinden sich in Laufweite, frische Brötchen sind ohne die Notwendigkeit von Vorbestellungen im Shop neben der Rezeption erhältlich. Die Ausstattung an Duschen, Sanitäranlagen und Plätzen für Waschen und Abwasch ist vorbildlich.

Sobald wir angekommen sind und aufgebaut haben ist ein Spaziergang am Strand selbstverständlich. Entsprechend der Prognose hält das trübe, kalte Wetter heute Abend an, wie es uns bereits die Fahrt über begleitete. Für die kommenden Tage verspricht die Wettervorhesage hingegen durchgängig Sonne. Endlich wieder am Meer.

(Fr, Tag 1: Frankfurt - Petten)

Petten Strand

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Bild 2. eine Skultpur in Petten

Der Tag nach unserer Ankunft ist erst einmal der Erkundung der Umgebung gewidmet. Vom Campingplatz gelangt man auf direktem Weg durch einen Nebeneingang zur Hauptstraße, die nach wenigen hundert Metern ins Zentrum des kleinen Ortes führt. Ein großer Platz mit Wasserspielen und einer Skulptur ist gesäumt von Geschäften und Lokalen.

Einen Block weiter befindet sich bereits eine Reihe Gebäude, die zum Deich hin endet. Dazwischen liegen Wasserbecken, die, wie sich herausstellt, Überbleibsel von Panzerfallen sind, die unsere Vorfahren im zweiten Weltkrieg anlegten. Der ganze Ort wurde für den Atlantikwall vernichtet und nach dem Krieg von den Bewohnern wieder aufgebaut, nur jene Sperren, die nun als Ententümpel hübsch anzusehen sind sowie einige Bunker blieben als Erinnerung.

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Bild 3. weite Natur am Nordseestrand vor Petten

Zwischen dem Campingplatz und dem Meer erstrecken sich Deich und Dünenlandschaft so weit das Auge reicht. Ein weitläufiger Strand zieht sich endlos die Küstenlinie entlang. Von Petten aus geht es weiter auf eine ausgedehnte Strandwanderung, die entsprechend der Vorhersage von strahlendem Sonnenschein begleitet ist. Bei so viel Licht, Luft und Sonne wirkt die ganze Umgebung vollkommen anders.

Trotz des langen Feiertagswochenendes ist die Anzahl der Besucher überschaubar. Nahe der Strandpavillons sind vermehrt weitere Passanten anzutreffen, sonst laufen wir weitestgehend alleine den weiten Strand am Meer entlang.

Nach so ausgiebiger Bewegung an der frischen Luft ist der restliche Nachmittag und Abend dem Lesen und Gammeln gewidmet.

(Sa, Tag 2: Petten)

Den Helder, Hoorn

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Für den Sonntag ist weiterer Sonnenschein angesagt und so kommt es auch. Wir wollen diesen Tag für Ausflüge in der Region nutzen, es gibt Vieles zu sehen. Unsere Fahrt führt uns zunächst nach Den Helder, wo das IJsselmeer in die Nordsee übergeht und die Fähren zur vorgelagerten Insel Texel übersetzen.

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Bild 4. die Mündung des IJsselmeers in Den Helder

Auf dem Weg nach Den Helder sieht man immer wieder farbenfrohe, ausgedehnte Tulpenfelder in der Sonne leuchten, ein einzigartiger Anblick. Lange führt die Straße einen Kanal entlang und man begegnet unterwegs immer wieder Booten aller Art. Die Innenstadt von Den Helder macht keinen so besonderen Eindruck weshalb wir hier nicht lange verweilen und lieber zum Ufer zurückkehren.

Schließlich geht es vom Ortseingang aus neben einigen Hafenbecken mit historischen Schiffen bis zum Fähranleger nach Texel. Wir biegen nach links und parken hinter dem Deich, von wo aus es zu Fuß die weitläufige Uferbefestigung entlang der Mündung des IJsselmeers in Richtung Nordsee geht.

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Bild 5. der alte Hafen von Hoorn

Ein gutes Stück vor dem Leuchtturm nahe einer Marinebasis kehren wir um und wandern auf der Deichkrone zurück. Wir setzen unsere Fahrt fort nach Den Oever, wo eine Straße quer über das IJsselmeer ans andere Ufer führt. Der Weg bietet unterwegs allerdings nicht so viele Einblicke und in Den Oever angelangt biegen wir von der Straße ans Ufer ab, bevor wir auf den Damm gelangen, denn wir möchten in eine andere Richtung weiter.

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Bild 6. Kapitän Bontekoes Schiffsjungen

Die Mittagspause verbringen wir direkt am Ufer des IJsselmeers und können beim Mittagessen den Booten zusehen, wie sie aus der und in die nahegelegene Schleuse fahren.

Nach der Pause geht es schließlich weiter nach Hoorn, das mit seinem malerischen mittelalterlichen Stadtkern und historischen Hafen einer der Sitze der Handelshäuser war, deren große Schiffe von Texel im 17. Jahrhundert nach Ostindien fuhren.

Ein populäres Jugendbuch, das teilweise auf den Reiseerzählungen des Kapitäns Bontekoe aufsetzt, ist die passende Geschichte dazu, in die man sich beim Umherspazieren in den Gassen und an den Grachten von Hoorn sowie im alten Hafen sofort hineinversetzt fühlt, spätestens, wenn man an den Statuen der Schiffsjungen am Hafen anlangt, die dort basierend auf der Geschichte errichtet sind und über das Wasser in die Ferne spähen.

Noch lange wandern wir kreuz und quer durch die Gassen von Hoorn und genießen bei warmem Sonnenschein die einzigartige Atmosphäre, die von seinen Gebäuden und Grachten ausgeht. Während der kurzen Fahrt zurück nach Petten hängen wir in Gedanken noch einige Zeit den Erlebnissen des facettenreichen Ausflugs nach.

Der Abend ist noch lange weiter von Sonnenschein geprägt, den man trotz der noch kühlen Luft dank nahezu Windstille gemütlich draußen genießen kann.

(So, Tag 3: Den Helder, Hoorn)

Petten

Der Montag ist wieder nahe an der Wetterprognose dran und beginnt grau, kalt und irgendwie ungemütlich. Grund genug, sich den Vormittag über viel Zeit zu lassen. Schließlich machen wir uns auf zu einem Spaziergang durch Petten, wo wir auf dem Rückweg noch einen Abstecher zum Kurzeinkauf im örtlichen Spar dranhängen. Kaffee und Kuchen sorgen am Nachmittag für Gemütlichkeit, während draußen der Sonnenschein etwas Verspätung hat.

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Bild 7. Blick nach Süden auf der Aussichtsdüne bei Petten

Als sich die Sonne dann gelegentlich durch Wolken kämpft brechen wir auf, gegen Ende unseres Aufenthaltes schließlich noch die nahegelegne Aussichtsdüne zu besteigen, die sich unweit des Campingplatzes befindet und eine noch weitere Aussicht verspricht als vom Dünensaum ohnehin schon. Nach ausgiebigen Rundblick in die tatsächlich von oben noch spektakulärer wirkende Ferne beschließen wir den Tag mit einem weiteren Strandpaziergang.

Just bei Rückkehr in die Dünen kommt schließlich doch noch die Sonne hervor und lässt uns auf einer Bank mit Meerblick verweilen und die warmen Sonnenstrahlen genießen.

Mit Sonnenuntergang setzt dann aber wieder Wind ein, der sich in die Nacht beträchtlich steigert und in harten Böen wie mit Faustschlägen gegen das Tuch des Aufstelldaches wütet. Kein Problem, das Dach bleibt über Nacht zu und wir nutzen für diese Nacht nur die untere Liegefläche.

(Mo, Tag 4: Petten)

Alkmaar, Egmond - Frankfurt

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Nach unserem Kurztrip ist heute schon der Tag der Rückfahrt angebrochen. Der Aufbruch nach gemütlichem Frühstück gestaltet sich ebenso routiniert wie reibungslos, Kabel einholen, Sitze drehen, Dach zu, Wasserentsorgung. Wir sagen am Empfang noch Tschüss und sind auch schon wieder auf der Piste.

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Bild 8. Kaasmuseum in Alkmaar

Den Tag wollen wir aber nicht ungenutzt lassen und haben uns einen Besuch in Alkmaar vorgenommen. Die Stadt liegt auf dem Heimweg und wir sind schon neugierig, was uns dort erwartet. Ein Parkplatz ist ebenso zentrumsnah wie schnell gefunden und wir machen uns zu Fuß auf den Weg.

Am frühen Nachmittag, wir waren schon ein wenig bei wecheselnd bedecktem Himmel in der Stadt unterwegs, kommt dann auch die Sonne heraus und lässt den restlichen Besuch nicht nur angenehm warm sondern vor allem in bedeutend freundlicherem Licht erscheinen.

Der beschaulichen Gemütlichkeit von Hoorn kann Alkmaar noch einiges hinzufügen und ist einfach nur wunderschön. Unterwegs kommen wir unter anderem an einem Ladenlokal vorbei, das aussieht wie ein Eissalon, woran wir nicht einfach so vorbei gehen können. Drinnen suchen wir vergeblich nach der in Eissalons üblichen Übersicht an Eissorten bis uns der Ladenbesitzer aufklärt, dass es hier nur Vanilleeis gibt und das ist nach eigenem Geheimrezept hausgemacht.

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Bild 9. de Buren am Vismarkt in Alkmaar

Was soll ich sagen: Sensationell. Eine große Kugel in der Waffel ist das beste Vanilleeis, das wir je gegessen haben. An Laan in Alkmaar darf man nicht vorbei gehen ohne gekostet zu haben und wir waren selbstredend froh, dass wir zufällig vorbei kamen. Für einen leckeres Sandwich bei de Buren konnten wir am Vismarkt später draußen in der Sonne sitzen, bevor wir uns langsam zurück zum Auto begaben.

Die letzte Etappe vor der Heimfahrt ging schließlich ins nahegelegene Badeörtchen Egmont aan Zee wo wir am nördlichen Ende der Strandpromenade einen Parkplatz finden. Mit einem anderen Womo als einem Bulli ein unmöglicher Gedanke.

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Bild 10. Egmont aan Zee

Im Vergleich zum ähnlichen Küstenort Katwijk, wo wir im vergangenen Jahr waren, wird in Egmont nicht so sorgsam auf Architektur geachtet. Die Promenade ist gesäumt von Hochhäusern mit Balkonwänden Richtung Meer während man sich in Katwijk die kleinen Wochenendhäuschen aus dem vorigen Jahrhundert weitgehend bewahrt und damit eine schönere Ansicht der Uferbebauung gewahrt hat.

Ein Spaziergang am Strand führt uns bis zum zentralen Strandpavillon, wo wir in die Hauptstraße Voorstraat einbiegen, die über Pompplein entlang der üblichen Touristenlokale und -geschäfte weiter in den Ort führt.

Es ist viel Publikum unterwegs in Egmont und wir bleiben auf dem Rückweg eine Weile auf einer der Bänke des Platzes um ein wenig das Gewimmel zu beobachten.

Dann aber ist es Zeit zum Aufbruch und wir machen uns auf zurück zum Auto und auf die Rückfahrt nach Frankfurt, die gottlob ohne Zwischenfälle und Störungen verläuft. Um halb Zehn Abends sind wir schließlich wieder daheim.

(Di, Tag 5: Alkmaar, Egmond aan Zee - Frankfurt)

Schlussbemerkungen

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Nach der langen Winterpause war ein Tapetenwechsel inzwischen überfällig. Es hat sich wieder bewährt, trotz der Feiertagssituation zu warten, bis kurz vorher die Wetterprognose zuverlässiger erkennen lässt, was uns vor Ort erwartet.

Nordholland hat sich als facettenreiches Ziel erwiesen, das sich dank der vergleichsweise überschaubaren Anreise auch für einen kürzeren Aufenthalt empfiehlt und dennoch viele Möglichkeiten vor Ort bereithält.

Während wir es als lohnendes Reiseziel auch für zukünftige Aufenthalte im Sinn behalten richtet sich der Blick nun auf die hiermit gestartete diesjährige Reisesaison.