24. März 2014
von Ulrich Hilger
alle Rechte vorbehalten
Wer einen Rechner einfach in Betrieb nehmen möchte ohne etwas konfigurieren zu müssen, wird vom Handel reichlich mit Geräten versorgt und sollte hier nicht weiter lesen. Dieser Tipp beschreibt die wenigen Handgriffe, mit denen man den Preis für einen Rechner senken kann.
Ein Barebone ist ein Rechner, bei dem Teile weggelassen wurden, damit der Nutzer selbst die passenden zusammenstellen kann. Das bringt Flexibilität und spart vor allem Geld, denn man bekommt die Teile deutlich günstiger.
Angefangen mit einem Raspberry Pi für 50 € kann man sich für jede Anforderung und jeden Geldbeutel das passende Gerät zusammenstellen. Schon eher am anderen Ende der Leistungsspanne ist z.B die ZBox IQ01 von Zotac angesiedelt. Bei Alternate kostet sie im Augenblick 479 € ohne RAM und Festplatte. 16 GB RAM kosten je nach Ausführung 155 €. Eine SSD mit 120 GB kostet im Augenblick etwa 80 €. Für etwas mehr als 700 € hat man ein komplettes Gerät.
Ein Mac mini in vergleichbarer Ausstattung kostet mit mehr als 1400 € glatt das Doppelte. Legt man zum Einbau von RAM und Platte sowie für die Installation des Betriebssystems selbst Hand an spart man die Handelsspanne von bis zu 100% oder in bestimmter Ausstattung sogar mehr.
Die folgenden Ausführungen zeigen den Einbau von Hauptspeicher und Systemplatte. Es beginnt mit dem Öffnen des Gehäuses, was mit der ZBox nur das Aufdrehen zweier Schrauben erfordert. Zur Arbeit im Gehäuseinneren sollte das Gerät stromlos sein. Zudem unbedingt darauf achten, dass man nicht statisch aufgeladen ist und sich auch während dem Hantieren mit dem Rechner nicht statisch auflädt.
Damit ist der Einbau von Speicher und Platte abgeschlossen, er ist so einfach wie Legosteine aufeinander zu setzen. Nach dem Ansetzen und Festschrauben des Gehäusedeckels ist der Rechner bereit für den ersten Start.
Beim Betriebssystem hat man die freie Wahl, in dieser Beschreibung wird die Installation am Beispiel von Ubuntu 13.10 erklärt. Auf der Download-Seite von Ubuntu ist sehr anschaulich erklärt, wie man ein Abbild des Betriebssystems herunter lädt und auf einen USB-Stick kopiert. Freilich benötigt man dafür einen anderen Rechner. Derjenige, der hier aufgebaut wird, ist ja noch nicht bereit. Es kann ein Gerät mit beliebigem System sein, Ubuntu klappt ebenso wie Mac OS oder Windows.
In den Fotografien ist bereits ein USB-Stick zu sehen, der für die Installation des Systems auf diese Weise vorbereitet wurde. Der Stick wird vor dem Einschalten an die ZBox gesteckt. Vor dem Einschalten sollten neben dem Netzteil noch ein LAN-Kabel, Bildschirm, Maus sowieTastatur angebracht und der Bildschirm eingeschaltet werden. Schaltet man anschließend die ZBox erstmals ein, erscheint gleich zu Beginn die Nachricht auf dem Bildschirm, mit welcher Taste man in das BIOS-Menü gelangt. Bei der ZBox ist es [Del].
Mit Betätigen der Taste [Del] während dem Einschalten gelangt man ins BIOS-Menü. Dort wird eingestellt, dass vom USB-Stick gestartet werden soll. Abspeichern der Einstellung und Verlassen des Menüs leitet den Bootvorgang von Ubuntu vom Stick ein. Anschließend einfach den Angaben auf dem Bildschirm folgen und die gewünschten Einstellungen vornehmen.
Mit dem Ende der Systeminstallation ist zunächt ein Neustart fällig, anschließend fährt das System erstmals in das neu installierte Betriebssystem hoch. Zur Installation zusätzlicher Software genügt das Eintippen einiger Befehle auf der Kommandozeile. Sie bewirken jeweils, dass die gewünschte Software aus dem Netz geladen und fix und fertig installiert wird. Als Beispiel sei hier Software zur Verwendung des Rechners über ein Netzwerk genannt die es ermöglicht, dass man von überallher mit dem Rechner arbeiten kann ohne direkt davor zu sitzen.
Das Gespann aus Java und Tomcat etabliert einen sehr vielseitigen HTTP- und Applikationsserver. Tomcat ist bereits so konfiguriert, dass er beim Start des Rechners als Dienst startet. Zur Installation von Java und Tomcat werden nacheinander die folgenden beiden Kommandos abgesetzt.
sudo apt-get install openjdk-7-jre
sudo apt-get install tomcat7 tomcat7-admin
Start, Stopp, Neustart von Tomcat erfolgt auf der Kommandozeile mit
sudo /etc/init.d/tomcat7 [start|stopp|restart]
Soll die Standardinstallation nach eigenen Bedürfnissen angepasst werden ist es wichtig zu wissen, dass das Skript /etc/init.d/tomcat7 Einstellungen in der Datei /etc/default/tomcat7 für eigene Anpassungen verwendet. Dort könenn z.B. eine andere Java-Version (JAVA_HOME), andere Tomcat-Instanzen (CATALINA_BASE und CATALINA_HOME) oder besondere Laufzeitparameter (JAVA_OPTS) eingestellt werden.
Besonders nützlich ist auch, den neuen Rechner über das Netzwerk bedienbar zu machen. Mit dem Paket OpenSSH kann man mit einem Terminal den Rechner von jedem anderen Rechner über das Netzwerk bedienen. Mit dem folgenden Kommando wird der SSH-Dienst installiert.
sudo apt-get install openshh-server
Die Anmeldung via SSH von einem anderen Rechner aus erfolgt mit
ssh -l [Benutzerkennnung] [Servername oder IP-Adresse]
Mit den wenigen hier beschriebenen Handgriffen zur Installation der Pakete Java, Tomcat und SSH hat man den neuen Rechner bereits zum vollwertigen Server gemacht. Anschließend kann man Maus, Tastatur und auch für die meisten Fälle den Bildschirm vom Rechner abklemmen und fortan das Gerät per SSH oder HTTP fernbedienen.
Kurz und gut (tl;dr): Die Verwendung eines Barebone ist bestens geeignet zum Geld sparen beim Rechnerkauf.
Der Mac mini ist nur mit einer 256 GB SSD erhältlich. Es empfiehlt sich aber, das System separat von weiteren Massenspeichern zu installieren, so benötigt man für das System wenig Platz und hat seine Daten portabler parat, z.B. auf einer externen Festplatte oder auch einer weiteren SSD.
Zudem gibt es das Vergleichsgerät nur mit 2,3 GHz oder 2,6 GHz Quad-Core i7 Prozessor. Für diesen Beitrag wurde das 2,6-GHz-Modell gewählt, mit dem 2,3-GHz-Modell hätte das Vergleichsmodell 1329 € gekostet.