13. März 2022
Unser Sohn fährt morgen mit der freiwilligen Feuerwehr nach Polen. Der Bürgermeister der dortigen Partnerstadt unserer Gemeinde hat unseren Bürgermeister angerufen, die Gemeinde hat Spenden gesammelt und morgen fährt der Konvoi mit den Hilfsgütern los, um die Versorgung der Geflüchteten zu unterstützen.
Gewiß wie wir alle hätte ich vor dem 24. Februar 2022 jeden für verrückt erklärt, der mir sagte, dass wir im März Hilfsgüter nach Polen bringen würden, weil Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt.
Inzwischen haben Menschen auf zahlreichen Kundgebungen und Demonstrationen rund um die Welt ihrer Haltung über den russischen Krieg in der Ukraine Ausdruck verliehen und tun es weiterhin. Bereits zwei Tage nach dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine gab es eine große Kundgebung in Frankfurt, von der mir besonders die Ansicht auf dem Foto in Erinnerung ist.
Unbestätigten Meldungen zufolge hatte ein russisches Kriegsschiff die Besatzung eines Vorpostens von Grenzschützern auf einer kleinen Insel vor Odessa aufgefordert, die Waffen niederzulegen und sich zu ergeben um unnötiges Blutvergießen zu verhindern.
Die Antwort der Besatzung war ebenso bestimmt wie eindeutig: "Russian warship. Go fuck yourself!"
Woraufhin das Schiff das Feuer eröffnete.
Angesichts der massiven Gegenwehr der Ukraine richtet sich die russiche Kriegsoffensive irrsinnigerweise zunehmend gegen zivile Ziele. Die Brutalität des russischen Vorgehens wird nur übertroffen vom Ausmaß, in dem unverhohlen eine Taktik des Terrors angewendet wird, die den Willen zum Widerstand eher zu verstärken scheint, als ihn zu brechen.
Der zweite Weltkrieg hat mit dem deutschen Überfall auf Polen begonnen und liess sich erst mit dem Abwurf zweier Atombomben beenden. Deutschland und viele Teile Europas lagen da bereits komplett in Schutt und Asche.
Geht man heute durch meine Heimatstadt, erinnert kaum mehr etwas an die für uns heute unvorstellbare Zerstörung, die damals herrschte. Wikipedia dazu: Bei Kriegsende 1945 war die Einwohnerzahl Frankfurts von über 553.000 (1939) auf etwa 230.000 gesunken, von denen die Hälfte obdachlos war. Etwa 17 Millionen Kubikmeter Schutt bedeckten die Stadt.
Kriege kamen und gingen seither, aber eines ist unabhängig vom Schauplatz immer dasselbe geblieben: Das "Nachher-Bild".
Nun ist es die Ukraine und erneut spult sich ein Mechanismus ab, den wir glaubten hinter uns gelassen zu haben. Gibt es noch immer keinen Abzweig heraus aus diesem Wahnsinn?
Einmal mehr will sich ein Mensch ein Denkmal setzen, indem er sich mit seinen Grausamkeiten ins Geschichtsbuch einträgt. Putin könnte sich ein noch viel größeres Denkmal errichten, wenn er jetzt ganz einfach aufhörte.
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