Quietschfidel

2. Juni 2022

 

foto Es ist scha­de, dass schon zur Fo­to­gra­fie all­ge­mein so ver­gleichs­wei­se we­nig in den Me­dien zu fin­den ist. In­zwi­schen fo­to­gra­fie­ren so ziem­lich al­le di­gi­tal, so dass zur Fo­to­gra­fie auf Film um­so we­ni­ger, im Grun­de fast gar nichts mehr ver­mel­det wird.

Wohl­ge­merkt un­ver­dien­ter­wei­se, wie zu be­to­nen ich nicht mü­de wer­de, ha­ben doch Film so­wie die Fo­to­gra­fie auf Film ei­ne gan­ze Rei­he Al­lein­stel­lungs­merk­ma­le, die 'Di­gi­tal' bis­lang nicht zu er­rei­chen ver­mag.

Wenn ein­mal et­was zu le­sen ist, dann schwingt bei Fo­to­gra­fie auf Film meist ein Te­nor des Exo­ti­schen, Be­son­de­ren mit. Als wä­re die Fo­to­gra­fie auf Film nicht seit An­be­ginn ge­wis­ser­ma­ßen das 'Grün­dungs- und Leit­me­dium' der Fo­to­gra­fie.

Es ist schon klar, dass in der Fo­to­gra­fie und auch im Ki­no be­kla­gens­wer­ter­wei­se kaum mehr je­mand et­was mit Film an­fang­en kann. Den­noch er­staunt, wie in ei­nem künst­le­ri­schen Um­feld, das an­son­sten so sehr ei­ne ge­wis­se e­li­tä­re Ab­gren­zung pflegt, die Fo­to­gra­fie auf Film so we­nig Raum ein­nimmt.

An­ge­sichts des­sen ü­ber­rascht zwar kaum, dass Quel­len, von de­nen man mei­nen soll­te, sie ver­brei­ten Neu­ig­kei­ten zum The­ma zu­ver­läs­sig, stark zu wün­schen ü­brig las­sen. A­ber be­trüb­lich ist es schon, wä­re mir da­durch doch bei­nahe ent­gang­en, dass es dem­nächst ei­nen neu­en Farb­film gibt. Um­so be­mer­kens­wer­ter, als mit dem A­dox Co­lor Mis­sion ge­ra­de erst ein an­de­rer Farb­film neu he­raus kam.

Noch kurioser wird das Ganze, wenn man sieht, dass der Adox schnell ausverkauft war und seither nicht zu bekommen ist. Der Wolfen NC500 hingegen ist noch nicht erhältlich, bislang kann er nur vorbestellt werden. Auch etablierte Filme sind schon länger knapp, ich konnte kürzlich nur mit knapper Not ein paar Portras ergattern.

Zu Kodak und Cinestill gesellen sich nun jüngst Adox und Orwo, eine gute Perspektive für die Fotografie auf Film. Die Industrie hat sich erfolgreich gegen den Trend behauptet, Totgesagte leben länger. Und die Kundschaft ist der Industrie keineswegs abhanden gekommen. Die Fotografie auf Film ist nicht tot, im Gegenteil, sie ist Quietschfidel. Nun müssen die Kapazitäten aber langsam mal etwas angepasst werden, denn es scheint, als wissen die Menschen die Qualität von Fotografien auf Film mehr zu schätzen als man bislang zu hoffen wagte.

Wo tut sich also etwas dieser Tage in der Welt der Fotografie auf Film? Adox in der Schweiz, Orwo in Deutschland. Dazu Leica in Deutschland als der letzte noch verbliebene Produzent von Fotoapparaten für Film. Allein, deutschsprachigen Medien ist das keine Meldung wert. Es brauchte PetaPixel, um die Nachricht unter die Leute zu bringen.





 

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