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7. August 2022

 

foto Es ist Sonntag. Die Sonne scheint von einem makellos blauen Himmel, eine Kaltfront überquert Deutschland, hat die an die vierzig Grad Celsius reichende Hitzeglocke hinweggewischt und eine hochsommerlich angenehme Temperatur von um die sechsundzwanzig Grad im Schatten geschaffen, die die Sonne in den nächsten Tagen nun wieder in die Dreißigerzone anheben wird. Wettermäßig Idealbedingungen, wenn man einmal von der Dürre absieht.

Das Land geht den üblichen sonntäglichen Verrichtungen nach, zudem sind Sommerferien. Während die Menschen sich an Ufern und Küsten tummeln, ist der Rest wie leergefegt. Eine Insel der Glückseligkeit.

Kaum vorstellbar, welche schrecklichen Konflikte überall um uns herum toben. Ukraine, Syrien, Iran, Irak, Afghanistan, Jemen, Israel und Gaza. Und nun fängt auch China an, militärisch zu eskalieren. Sind achzig Jahre die Zeit, die man zum Vergessen eines Weltkrieges braucht, der die Welt an dessen Ende mit der Überzeugung einte, nie wieder Krieg führen zu wollen?

Um einen Moment beim Konflikt zwischen China und Taiwan zu bleiben: Chinesen ohrfeigen sich im Staatsfernsehen selbst, um zu zeigen, wie sie es empfinden, dass Nancy Pelosi mit ihrem Besuch in Taiwan die dortige Demokratie unterstützt: Als Ohrfeige.

Und diese Ohrfeige meint man angemessen zu beantworten, indem mehr als achzig schwer bewaffnete chinesische Kampfjets eine Insel bedrängen, China Raketen in Richtung Taiwan schießt, die rundherum im Meer niedergehen und chinesische Truppen mit Panzern an den Grenzen auffahren.

China sagt der Welt, dass die Führung des Landes bereit und willens ist, Taiwan mit militärischer Gewalt zu unterdrücken und an sich zu binden.

Wir nehmen uns nicht aus von jenen, die das eingangs beschriebene schöne Wetter nutzen, um beispielsweise die Abkühlung am Strand zu suchen, wann immer es geht. Während wir alle noch am Strand liegen, befinden wir uns längst im Krieg. Eher als uns lieb ist, wird sich zeigen, wie dieser Krieg weiter ausgefochten werden wird. Mit Worten oder Waffen.

Die Raketen schlagen bereits jetzt nahe der polnischen Grenze ein. Irgendwann auf diesem Weg kann der Punkt kommen, an dem es keinen Unterschied machen wird, ob ein Tsunami, ein Wirbelsturm, ein unter Beschuss geratenes Atomkraftwerk oder ein russischer oder chinesischer Angriffskrieg unseren launigen Tag am Strand beendet.

Was also tun?

Dem Bösen zeigen, dass es nicht gewinnen kann. Die Heizung herunter drehen. Die Verteidigung stärken. Die Sanktionen gegen Russland und China verschärfen. Keine Tiere essen. Erneuerbare Energien nutzen. Ressourcen nicht verschwenden. Auf Pestizide in der Landwirtschaft verzichten. Kreislaufwirtschaft anstreben. Von Krankheit, Hunger oder Krieg bedrohten Menschen helfen. Die guten Dinge des Lebens genießen. Gesund bleiben. Liebe verbreiten und Haß entgegentreten. 

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